Was andere wollen, wollen anderen. Was andere denken, denken andere. Was andere glauben, glauben andere. Was kümmert dich das?

In letzter Zeit ist mir aufgefallen, dass ich mich immer wieder dabei ertappe, es anderen recht zu machen. Oder machen zu wollen. So überlegte ich mir, was sie wohl denken, was für ein Verhalten meinerseits angebracht, also „das Richtige“ wäre. Welche Erwartungen sie jetzt wohl an mich haben. Wie ich am besten dafür sorgen kann, dass die andere Person sich wohlfühlt.

Und das wiederum hat dazu geführt, dass mir bewusst geworden ist, wie sehr und wie oft ich das in meinem Leben bisher so gemacht habe. Unglaublich!

Bisher, wohl gemerkt. Dann da habe ich nun einfach kein Bock mehr drauf. Und folgende Geschichte hat mir nun sowas von die Augen geöffnet.

 Es war einmal ein Ehepaar, das einen 12jährigen Sohn und einen Esel hatte. Sie beschlossen zu verreisen, zu arbeiten und die Welt kennenzulernen. Zusammen mit ihrem Esel zogen sie los.

Im ersten Dorf hörten sie, wie die Leute redeten: „Seht Euch den Bengel an, wie schlecht er erzogen ist… er sitzt auf dem Esel und seine armen Eltern müssen laufen.“ Also sagte die Frau zu ihrem Mann: „Wir werden nicht zulassen, dass die Leute schlecht über unseren Sohn reden“ Der Mann holte den Jungen vom Esel und setzte sich selbst darauf.

Im zweiten Dorf hörten sie die Leute folgendes sagen: „Seht Euch diesen unverschämten Mann an… er lässt Frau und Kind laufen, während er sich vom Esel tragen lässt.“ Also ließen sie die Mutter auf das Lastentier steigen und Vater und Sohn führten den Esel.

Im dritten Dorf hörten sie die Leute sagen: „Armer Mann! Obwohl er den ganzen Tag hart gearbeitet hat, lässt er seine Frau auf dem Esel reiten. Und das arme Kind hat mit so einer Rabenmutter sicher auch nichts zu lachen!“ Also setzten sie ihre Reise zu dritt auf dem Lastentier fort.

Im nächsten Dorf hörten sie die Leute sagen: „das sind ja Bestien im Vergleich zu dem Tier, auf dem sie reiten. Sie werden dem armen Esel den Rücken brechen!“ Also beschlossen sie, alle drei neben dem Esel herzugehen.

Im nächsten Dorf trauten sie ihren Ohren nicht, als sie die Leute sagen hörten: „Schaut euch die drei Idioten mal an. Sie laufen, obwohl sie einen Esel haben, der sie tragen könnte!“

Fazit: Die anderen finden immer etwas zum Kritisieren wenn sie wollen, und es ist nicht einfach, jemanden zu treffen, der Dich so akzeptiert wie Du bist. 

Deshalb: leb so, wie Du es für richtig hältst und geh, wohin Dein Herz dich führt… 

Die Geschichte existiert so in verschiedenen Versionen und wer der Urheber ist, konnte ich nicht herausfinden. Ich reiche es gerne nach, sobald ich es weiß.

Hast du dich darin schon wiedergefunden?

Und ich kenne sehr wohl auch die andere Seite. Die des Kritikers. Diese Stimme in mir, die aus dem „off“ Ansagen macht: Guck mal, was der sich da erlaubt. – Wie der gekleidet ist, völlig unpassend. – Die Aussprache von dem ist ja total undeutlich. – Was der für einen Riesenbauch hat, das geht ja gar nicht…. und so weiter. Die Liste ist lang. Und selbst jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, sagt da eine Stimme in mir: Ey, Marius mein Lieber, was sollen die Leute, die das lesen, von dir denken?! Du kannst doch nicht einfach schreiben, dass du verurteilende Gedanken anderen Menschen gegenüber hast.

Nun, wenn sie mich deswegen verurteilen, dann dürfen sie das. Also, nicht, dass sie meine Erlaubnis bräuchten. Im Moment weiss ich nur, dass da eine Stimme in mir ist, die glaubt, wenn ich mich mit meinen „Fehlern“ zeige, dann werde ich nicht geliebt. Das mag sein. Ich weiss allerdings auch, dass da im Moment niemand ausser mir ist. Der Einzige, der hier im Moment etwas kritisiert oder verurteilt, bin ich selber. Und zwar auch mich selbst. Es ist quasi ein Selbstgespräch, das ich führe und die Stimme des Kritikers projiziere ich dann auf andere.

Ich glaube, das darf ich jetzt erstmal wieder auseinandersortieren.

Was andere denken, sagen, machen, wollen, glauben oder nicht glauben, ist ihr Ding. Da habe ich nichts mit zu tun.

Was ich denke, sage, mache, will, glaube oder nicht glaube, ist mein Ding. Da darf ich mich drum „kümmern.“

Denn es ist ja so, da kommt so ein Gedanke von hinten blitzschnell um die Ecke geschossen. Eben war es so angenehm ruhig in mir und auf einmal ist er da dieser Gedanke. Zum Beispiel: „Der Mann ist zu dick.“

Und wenn ich nicht aufpasse, dann glaube ich das so blindlings, sage innerlich „Ja, genau, der ist zu dick.“ Und fühle mich dabei so, als ob ich ich zu dick wäre.

Doch inzwischen gelingt es mir immer öfters, dass ich mir liebevoll einen Stups gebe und sage: Ist das so? Ist das wirklich so, dass er zu dick ist? 

Ich hinterfrage den Gedanken. Ich nehme die Aussage erst einmal als einen Gedanken wahr. Und dann frage ich liebevoll: Ist das wirklich so? Und ich will es dann genauer wissen: Was ist da so schlimm dran? Und so komme ich eher an den Ursprung des Gedankens. „Dick zu sein ist ein Zeichen dafür, dass man sich selbst gehen lässt und sich nicht um sich kümmert.“ Aha. Interessant. Könnte es auch andere Gründe geben, dick zu sein?Ja, klar.Und könnte es auch sein, dass jemand dick ist und sich trotzdem liebt und um sich kümmert?Ja, das kann auch sein.Und kannst du dir den Menschen einmal ohne Vorurteile anschauen und einfach das sehen, was da ist? Ein Mensch mit einem Bauch. Schau doch mal, wie schön dieser Bauch ist.

Und dann wird es angenehm still.

Und statt der Gedanken „entsteht“ Präsenz.

Dann ist da einfach ein Mensch mit einem Bauch.

Und der ist so wundervoll, so schön, so einzigartig.

Ohne dass der Gedanke da ist „Das ist aber schön.“

Es ist das Gefühl, das mir „sagt“, wie schön das ist.

Wie schön das Leben ist.

Wie schön es ist, dass es Menschen mit wenig Bauch, mit ein bisschen Bauch, mit viel Bauch, mit sehr viel Bauch und allen anderen Varianten dazwischen, darunter und darüber gibt.

Wie schön, dass es Menschen aller Art, Varianten und Variationen gibt.

Wie schön, dass es dich gibt. Dass du genauso bist, wie du bist.

So einzigartig, so wundervoll, so lebendig.

Wie schön, dass es mich gibt. Dass ich genauso bin, wie ich bin.

So einzigartig, so wundervoll, so lebendig.

Aber, die anderen …

Warum sollte ich noch etwas darauf geben, was andere über mich denken?

Und damit meine ich nicht, dass es mir am Arsch vorbei geht.

Damit meine ich, warum sollte ich mich so sehr davon beeinflussen lassen, dass ich mich und meine Werte verlasse?

Warum sollte ich soviel auf das geben, was andere sagen, so dass ich nicht mehr auf meine Impulse und nicht mehr auf mein Herz hören sollte?

Warum sollte ich das tun?

Mein Herz spricht zu mir.

In Liebe zu mir, in Empathie zu den anderen.

Und wenn es dunkel für mich wird, wenn mein eigener Kritiker mal wieder lauter geworden ist, als mein Herz flüstern kann, begegne ich ihm, wie oben beschrieben, liebevoll.

Kritiker finden Kritik. Immer und überall.

Lasst uns hinter die Worte der Kritik hören.

Lasst uns die Schönheit dessen, was kritisiert wird, wieder neu entdecken.

Kritiker finden Kritik.

Kritisiere nicht den Kritiker.

Lausche. Neugierig.

Hinterfrage. Liebevoll.

Entdecke. Neu.

Tauche ein in die Schönheit des Seins.

Marius Schäfer

Marius Schäfer

Persönlichkeits-Coach

Durch meine eigene Lebenskrise habe ich begonnen, mich damit auseinanderzusetzen, wie ich positive Veränderung in meinem Leben hervorrufen kann. Meine Erfahrungen teile ich hier mit dir.

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