Früher wurden bestimmte Werte und Rituale von Mann zu Mann weitergegeben. Es gab Initiationsrituale, die einen Jungen auf sein Mannsein vorbereitet haben. Es war Zeit für mich, mir mein eigenes Männerbild einmal genauer anzuschauen.
Mach du dir bitte erst einmal bewusst, was du über Männer denkst. Egal, ob du Frau oder Mann bist.
Vervollständige einfach mal folgende Sätze und beobachte, was da hoch kommt.
Männer sind …
Als Mann muss man …
Mein Vater ist / war …
Jeder Mann hat das Recht auf …
Männer müssen Frauen gegenüber …
Männer dürfen nicht …
Und du, lieber Mann, was macht dich als Mann aus?
Woher kommt dein Männerbild?
Dein Männerbild wurde von deinen Eltern geprägt. Direkt von deinem Vater und indirekt von deiner Mutter. Das gleiche gilt natürlich für das Frauenbild, doch heute geht’s um uns Männer.
Eines ist mir zweifelsfrei bewusst: Meine und unser aller Eltern haben immer ihr bestmögliches gegeben und getan. Ich verbeuge und verneige mich vor meinen Eltern für ihre Leistungen. Ich ehre und respektiere sie.
Das heißt nicht, dass ich immer alles gut fand und finde, was sie gemacht haben oder heute machen. Das ist mein gutes Recht – auf meine eigene Meinung und Sichtweise.
Doch ich sehe ihre Liebe und ihre Möglichkeiten, die sie bei meiner Erziehung hatten. Nichts hätte anders sein können und dürfen. Alles war notwendig, damit ich heute der Marius bin, der ich bin. Und ich bin heute gerne der, der ich bin. Ich bin froh, dass ich heute so bin, wie ich bin. Und da hätte nichts und keine Erfahrung fehlen dürfen.
Danke, liebe Mutter, danke lieber Vater.
Meine damalige Lebenssituation hatte mich und mein Männerbild geprägt. Das heißt, durch die Scheidung meiner Eltern ist mein Vater früh ausgezogen und als Junge hatte ich mir natürlich gewünscht, dass mein Vater bei uns ist. War er aber nicht. Und als Junge habe ich nicht wirklich verstanden, was da passiert oder was da nicht in Ordnung ist. Wie auch?
Männer Initiation
Warum ist es wichtig? Oder vielmehr, warum war es für mich jetzt so wichtig, dass zu tun?
Mir ist erst vor Kurzem klar geworden, dass mein Verhältnis zu Männern sehr Zwiegestalten war. Einerseits habe ich gerne Zeit mit Ihnen verbracht und es sehr genossen, die Männerkraft und Energie zu spüren. Andererseits schlummerte in mir etwas, das Männer als Konkurrenten angesehen hat. Da war immer eine „Bremse“, so dass ich mich Männern – bis auf wenige Ausnahmen – nicht wirklich geöffnet und mich so gezeigt habe, wie ich bin.
Inzwischen war mir auch klar geworden, wo genau das herkam. Als Kind hatte ich das Glück, viel Zeit mit meiner Mutter verbringen zu können. Meine Schwester, zweieinhalb Jahre älter als ich, war schon im Kindergarten oder in der Schule, mein Vater arbeiten und so war ich mit meiner Mutter viel alleine zu Hause. Ich habe das sehr genossen. Sie zeigte mir, wie man Apfelpfannenkuchen oder Rührei zubereitet. Sie brachte mir Sprechen und viele andere Dinge bei. Ich kann mich noch erinnern, wie ich einen Bleistift hochhielt und ich sie fragte, was das ist. Und sie sagte geduldig und liebevoll: Das ist ein Bleistift. Ich habe viel von und durch sie gelernt.
Was ich damit sagen will: Ich habe die Zeit sehr genossen. Und dann kam, was irgendwann kommen musste, es ging gar nicht anders: Meine Mutter hatte nicht mehr so viel Zeit für mich.
Als damals mein Vater ging und später ein neuer Lebensgefährte meiner Mutter in mein Leben kam, hatte ich das Gefühl, er nimmt sie mir weg. Ich sah ihn als meine Konkurrenz an, wenn es um die Aufmerksamkeit meiner Mutter ging. Ich entwickelte ein Männerbild, in dem es mir mehr um ein gegen- als um ein füreinander ging.
Und das ist mir erst neulich so wirklich, wirklich bewusst geworden. Oh Mann…
So keimte in mir der Wunsch auf, das umzuwandeln. Ich stellte mir vor, was für eine schöne Welt das wäre, wenn wir Männer uns alle gegenseitig unterstützen – alleine aus der Tatsache, dass wir Männer sind. Und liebe Frauen, das heißt nicht, dass man nicht auch Frauen unterstützt oder dass dadurch irgend etwas gegen Frauen gerichtet ist. Es geht heute einfach um das Verhalten unter uns Männern. Es geht darum, das Konkurrenzverhalten unter uns Männern zu beenden und zu einem Füreinander zu machen.
Ich lebte bei Männern immer in einem Miteinander.
Jetzt immer mehr in einem Füreinander.
Jetzt sehe ich Männer immer mehr als meine Brüder, nicht als meine Konkurrenten, die mir etwas wegnehmen könnten.
Das heißt nicht, dass ich mir alles gefallen lasse. Wenn mir einer meiner neuen Brüder mir nicht in dieser Liebe begegnet, stehe ich für mich ein.
Doch ich sehe auch die Not des Mannes und frage mich, wie kann ich ihn am besten Unterstützen und meine Grenzen dabei wahren.
So fasste ich den Entschluss, mir aktiv mein Männerbild anzuschauen, zu überprüfen und zu verändern.
Durch einen meiner geliebten Freunde wurde ich auf MKP – ManKindProject e.V. – aufmerksam gemacht. Ich schaute mir die Webseite an und zufällig war gleich ein paar Tage später einer der Initiationsstermine, das sogenannte „New Warrior Training Adventure“ und ohne wirklich zu wissen was da gemacht wird, meldete ich mich spontan an.
Ja, was machen die denn da?
Mir ist es wichtig über diesen Verein und die Initiation zu schreiben, damit du als Mann weißt, dass es so etwas gibt.
Das Schöne ist, keiner der Teilnehmer weiß vorher, was ihn erwartet.
Das Schlimme ist, keiner der Teilnehmer weiß vorher, was ihn erwartet
Und da auch ich mich verpflichtet habe, über die Inhalte Stillschweigen zu bewahren, werde ich über die Inhalte auch nichts bekannt geben. Du wirst auch im Internet nichts darüber finden, und das ist auch gut so.
Schon lange hatte ich nicht so viel Angst vor dem Unbekannten, vor dem, was mich da erwarten wird. Und mir war klar, dass ich mich dem stellen werde, egal was kommt. Mein Vertrauen in den Verein und die Männer vor Ort war sehr groß. Und doch hatte ich mächtig schiss, eben weil ich nicht wusste, was mich erwartet.
Kein einziges mal hatte ich an dem Wochenende meinen Fluchtreflex wahrgenommen. Angst – ja. Flucht – nein. Und darauf bin ich stolz. Früher wollte der kleine Marius immer weglaufen – und ist es auch! Seine Überlebensstrategie war die Flucht.
Vieles hat mich an dem Wochenende sehr gefordert und dadurch auch gefördert.
Allein unter Männern
Heutzutage ist der Übergang vom „Jungen“ zum „Mann“ schleichend und fließend. Dabei geht oft das Bewusstsein verloren, dass man nun zu hundert Prozent für sich und seine Worte und Taten verantwortlich ist.
Oft steht man irgendwann einfach alleine da und hat außer seine Eltern nicht wirklich jemandem, mit dem man über die wirklich tiefen, persönlichen Themen reden kann. Oft fehlt eine erfahrene Vertrauensperson, die einem in Zeiten der Not zur Seite steht.
Unsere Eltern, sofern noch vorhanden und akzeptiert, können dies in einem gewissen Rahmen auch tun. Doch es hat seinen Grenzen. Ich rede von einem Mentor, zu dem man ein unbelastetes Verhältnis und es daher weniger Emotionsbeladen ist und man sich so mehr auf die Sache selbst einlassen kann.
Eine Männer-Initiation bereitet mich als Mann auf genau dieses vor. Es schafft mir ein Bewusstsein über mich als Mann und was es bedeutet, Verantwortung für mich und meine Taten zu übernehmen.
Wir Männern laden uns unter Männern auf und Frauen sich unter Frauen.
So war es für mich sehr heilsam, die ganze Zeit die Männerenergie zu spüren und ihnen auf diese Art und Weise zu begegnen und mich so mit mir auseinander zu setzen. Mir meiner Stärken und meiner Schwächen noch mehr bewusst zu werden und mir klar zu werden, was ein Leben ohne Integrität bedeutet.
Ich fühle mich mehr bei mir angekommen. Ich fühle mich mehr in meiner Kraft und ich habe mehr Klarheit über mich als Mann gewonnen.
Doch damit ist die Reise nicht zu ende, im Gegenteil, sie hat gerade erst begonnen.
Und ich freue mich drauf.
AHO
ManKind Project e.V. – Initiations-Wochenenden und Integrationsgruppen (I-Groups) für Männer
https://www.mkp-deutschland.de/
Woman Within Germany e. V. – Seminare, Workshops und Empowerment-Circles (E-Circles) für Frauen
Die Heldenreise – Initiation für Männer und Frauen
Marius Schäfer
Persönlichkeits-Coach
Durch meine eigene Lebenskrise habe ich begonnen, mich damit auseinanderzusetzen, wie ich positive Veränderung in meinem Leben hervorrufen kann. Meine Erfahrungen teile ich hier mit dir.