Zuerst fing ich an, für den Artikel diese Woche verschiedene Bücher vorzustellen, die ich auf dem Weg zu mir als sehr hilfreich empfunden habe. Dabei wurden die Ausführungen so umfangreich, dass ich das nun lieber in einzelnen Artikeln mache. Heute geht es um Klarträumen.
Klarträumen
Beim Klarträumen geht es darum, dass du im Schlaf erkennst, dass du gerade träumst. Wenn das geschieht, kannst du anfangen, die Inhalte und deine Verhaltensweisen in deinem Traum bewusst zu beeinflussen und zu verändern.
Es gibt dabei zwei Arten von „aufwachen“.
Du erkennst, dass du innerhalb eines Traumes bist und kannst nun die Inhalte des Traumes beeinflussen. Das heißt, du bist weiterhin innerhalb des Traumes und siehst weiterhin die Bilder des Traumes, übernimmst aber innerhalb eines gewissen Rahmens die Kontrolle über die Geschehnisse und trittst diesen anders gegenüber.
Oder während des Einschlafen passiert es, dass dein Körper in die Schlafphase übergeht und schläft, aber dein Geist weiterhin wach bleibt. Du spürst deinen Körper so, wie wenn du wach bist, nur dass er schläft. Das heißt, dass er völlig entspannt ist. Im Grunde bist du so wach, wie wenn du einfach nur die Augen schließt, aber der Körper schläft und erholt sich entsprechend.
Wir brauchen den Schlaf. Ohne Schlaf auszukommen verträgt der Körper auf Dauer nicht. Es geht sogar so weit, dass man irgendwann stirbt, wenn man nie schläft.
Mit Klartraum ist die erste Variante gemeint. Es gibt inzwischen viele Studien und Literatur dazu (ich stelle am Ende des Artikels welche vor) und man konnte nachweisen, dass der Klartraumzustand willentlich herbeizuführen ist. Man hat gezielt mit einem Schlafenden kommuniziert. Dabei wurde gemessen, in welcher Schlafphase er ist. Vorab wurde ein „Code“ vereinbart, wie derjenige seine Augen während des Schlafens bewegen wird, um zu signalisieren, dass er innerhalb des Traumes wach ist. Das heißt, über die Gehirnströme konnte gemessen werden, dass er in einer Tiefschlafphase (REM) ist, aber die Augen bewegten sich wie vorher vereinbart.
Man kann den Zustand des Aufwachens nicht erzwingen, man kann ihn aber durch verschiedene Trainings fördern und unterstützen, sodass es immer leichter wird, ihn zu erreichen.
Ist das gerade die Realität?
Das Prinzip ist immer so, dass man tagsüber sogenannte Realitychecks durchführt, die man sooft wiederholt, bis man sie sich zur Gewohnheit gemacht hat und sie dann auch im Traum ausführen wird.
Klassisch ist, dass man sich tagsüber kurz die Nase zuhält und den Mund schließt und dann versucht zu atmen. Im Wachzustand geht das natürlich nicht, du bekommst dann keine Luft. Im Traum wirst du allerdings weiter atmen und somit ist klar, dass du gerade träumst. Oder wenn man ein Buch liest oder auf die Uhr schaut, dann wirst man Dinge sehen, die keinen Sinn ergeben. Die Buchstaben sind völlig durcheinander oder ändern sich während des Lesens. Man schaut, wie viele Finger man an der Hand hat – im Traum sind es oft mehr als fünf.
Und das Witzige ist ja auch, dass wir das, was wir im Traum vorfinden, als völlig normal empfinden. Dass du eben noch als Erwachsener im Flugzeug gesessen hast und im nächsten Moment als Kind in einer Schulklasse sitzt, ist so normal, dass du es bisher nicht hinterfragt hast. Auch wenn ein Auto auf dich zufährt und dann aber zu einer Kutsche mit Pferden wird, wird im Traum einfach akzeptiert.
Wenn du dich mit Klarträumen beschäftigst, fängst du an, die Dinge zu hinterfragen. Aber nicht aus einem Misstrauen heraus, sondern einfach um herauszufinden, ob das gerade real oder ein Traum ist. Es ist ja nichts Verkehrtes daran, zu träumen.
Möchtest du aufwachen?
Beide Traumzustände habe ich bewusst erlebt und finde das äußert faszinierend. Es war so, dass ich in einen Spiegel schaute und ich nicht mich, sondern irgendjemand anderes sah. Und auf einmal machte es „klick“ und mir war klar, dass muss ein Traum sein! Ich habe mich so erschrocken, dass ich aufgewacht bin. Ein anderes Mal las ich in einem Buch und die Buchstaben sprangen nur so hin und her. „Klick“. Hey, das ist ein Traum! Und ich streckte meinen Arm aus und fing an wie eine Rakete in den Himmel zu schießen.
Wenn dir im Traum ein Monster begegnet und du wüsstest, dass es nur ein Traum ist, hättest du dann noch Angst? Wohl kaum, denn dann weißt du ja, dass das Monster nicht real ist und dir somit gar nichts anhaben kann! Es stellt auf einmal keine Bedrohung mehr dar.
Ich war (und bin) äußerst fasziniert, als ich anfing, mich mit dem Thema zu beschäftigen, denn ich sah und verstand die Parallelen zur „Wachwelt“.
Denn auch im Alltag ist die Angst etwas, das nur in unserer Vorstellung existiert.
Wir halten die Angst nur für real, dabei ist sie es nicht. Es ist wie im Traum. Sobald ich erkenne, dass die Angst nicht real ist, hat sie keine Macht mehr über mich. Sie ist erst nur ein Gebilde, das nur in meiner Vorstellung existiert – bis ich das erkennen und sie keine Macht mehr über mich hat.
Ein weiterer Bestandteil ist, sich ein Traumtagebuch zuzulegen und sich die Inhalte seiner Träume zu notieren. So wirst du mit der Zeit einen roten Faden erkennen, der sich durch deine Träume hinweg durchzieht und anhand dessen auch leichter erkennen, ob du gerade träumst.
So war es früher bei mir immer wieder so, dass ich im Traum weggelaufen bin. Flucht war auch im realen Leben meine gängige Reaktion und im Traum erschien mir regelmäßig etwas so Mächtiges und Furchteinflößendes, dass panische Flucht für mich die einzige Überlebensmöglichkeit war.
Wovor hast du Angst?
Ein Traum ist mir dabei besonders in Erinnerung geblieben. Das war 2012, als ich in Bali auf einem Retreat war. Dort haben wir täglich gesungen, viel getanzt und auch sonstige Körperbewegungen gemacht und immer wieder Aufstellungsarbeit. Es war körperlich und geistig sehr anstrengend und erschöpfend.
Dann kam eines Nachts dieser Traum. Ich ging eine Straße entlang und kam an einem Schallplattenladen vorbei, der geschlossen hatte. Es waren dort alle möglichen Platten aus meiner Jugendzeit im Schaufenster ausgestellt und der Laden sah so aus, als ob er bald ganz schließen musste. Ich fing an zu weinen, ohne dass ich es mir erklären konnte.
Ich ging weiter und auf einmal war eine Gruppe Männer hinter mir her. Sie fingen an, auf mich zu schießen. Oh mein Gott! Schnell weg! Also fing ich an zu rennen und die Gruppe hinter mir her. Ich fuhr Motorrad, sprang hier und dort runter und rauf, immer wieder wurde geschossen – es half alles nichts.
Gerade rannte ich noch über eine große Brücke, als ich mir sagte: Ich kann nicht mehr. Ich will nicht mehr. Ich bin zu erschöpft. Es ist mir jetzt egal, dann sollen sie mich jetzt halt umbringen!
Also blieb ich stehen und drehte mich um. Sie rannten auf mich zu und ich sagte: Ok, hier bin ich. Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr, bringt mich halt um.
Und die Männer? Sie schauten mich verwundert an, rannten an mir vorbei und sagten: Was willst du denn, wir sind gar nicht hinter dir her …
An dem Morgen wachte ich auf und hatte ein wohliges, weites, angenehmes Gefühl in meiner Brust. Mein Herz fühlte sich offen an und war voller Frieden.
Diesen großen Bedrohungen, denen ich immer davon lief – auf einmal wurde mir bewusst, dass ICH MICH in ihnen getäuscht hatte. ICH habe sie zu einer Bedrohung gemacht, ohne mich ihnen wirklich zu stellen. Und damit hatten sie in meiner Vorstellung und Fantasie so viel Macht über mich.
Das habe ich auch in unzähligen Einzelcoachings bei meinen Klienten erlebt, wenn sie bereit waren, sich meditativ, innerlich, ihrer Bedrohung zu stellen. So kamen aus einer bedrohlichen Truhe auf einmal Schmetterlinge heraus, als er sich traute, sie zu öffnen. Oder wenn jemand sich in einen Abgrund fallen ließ, konnte er auf einmal die Wand herunterlaufen, fliegen oder schweben. Oder das große Monster, das er sich nicht anschauen wollte, wurde immer kleiner, bis er Arm in Arm mit ihm kuschelte.
Vom Traum zur Realität
Besonders spannend war für mich beim Lesen und Ausprobieren, die Zusammenhänge zwischen meinen Träumen und meiner Realität zu erkennen. Zu erkennen, wie das Auseinandersetzen mit meinen Träumen sich auf meine Realität ausgewirkt hat.
Ein weiteres Traumerlebnis möchte ich hier gerne mit dir teilen.
Im Traum war ich am Meer und fühlte mich sehr wohl. Es war einfach wundervoll und friedlich. Plötzlich gab es am Horizont hinter den Bergen eine Explosion und so eine Art Atompilz stieg auf. Mein Gedanke war „Oh mein Gott, jetzt ist es passiert. Trump / Kim Jong Un oder welches Land auch immer – jetzt haben sie es also tatsächlich getan, sie haben eine Atombombe gezündet.“
Was dann passierte, war für mich im Nachhinein so faszinierend, denn ich brauchte einen Moment, um es zu verstehen.
Ich hatte weder Angst noch Panik. Mir war klar, dass ich dieser Supernova, die da auf mich zukam, nicht entrinnen konnte. So blieb ich am Meer stehen und sah seelenruhig zu, wie die Druckwelle auf mich zukam. Mein Herz war offen, voller Frieden und Dankbarkeit. Ich war bereit zu gehen. Das heißt nicht, dass ich gehen wollte und ich war trotzdem im Frieden damit.
Als die Druckwelle mich erreichte und ich durch sie starb, sah ich ein schnelles Durcheinander an Bildern, wie wenn man einen Fernseher ganz schnell ganz oft umschaltet. Dabei gab es Bildfehler, wie bei einer Computerübertragung, wo die Daten durcheinandergeraten und wirre Farben und Kästen entstehen. Währenddessen wurde ich wach, sah aber noch dieses Bilderdurcheinander. Ich wusste also, ich liege gerade im Bett und ich sehe noch die Traumbilder.
Als ich die Augen aufmachte, war Frieden in mir. Und etwas Verwirrung. Warum bin ich jetzt dadurch wach geworden?
Ah! Weil mein Verstand nicht weiß, wie es weiter geht, wenn er stirbt. Er weiß nicht, was dann kommt. Er kann keine Bilder und keine Vorstellung von „nach dem Tod“ liefern, weil er nicht weiß, wie es ist, Tod zu sein (daher hat er auch so eine große Angst davor). Oder wie es dann dort ist. Die verzerrten Bilder waren der Versuch oder die Suche nach dem, was dort kommen könnte – aber er konnte nichts liefern. Also MUSSTE er wach werden, ich konnte gar nicht anders als aufwachen.
Wenn man stirbt, wacht man auf.
Den Tod vermeiden zu wollen, bedeutet sich weiterhin im Traum festzuhalten und vor seinen Ängsten davon zu laufen.
Mit sterben meine ich nicht, dass man sich jetzt von einer Brücke stürzt. Sondern dass man innerlich bereit ist, zu sterben. Sich selbst loszulassen. Sich innerlich fallen zu lassen.
Ausführlicher habe ich darüber in „Warum ich sterben möchte“ geschrieben.
Was willst du?
Eine zentrale Frage beim Erreichen des Klartraumes ist: Was willst du?
Du darfst – musst – dir vorher klar darüber werden, was du machen möchtest, wenn du im Traum aufwachst. Sonst stehst du dort mit deinen Superkräften und kannst damit nichts anfangen. Also natürlich schon, aber halt irgendwas und irgendwie …
Und das war etwas, über das ich erst einmal gestolpert bin. Ich wusste es nicht. Und ich merkte sofort, das war auch im realen Leben so. Mir war nicht wirklich, wirklich klar, was ich erreiche möchte. Ich hatte keine Ziele.
Heute mache ich es nicht mehr ohne Ziele. Es darf ein klares und „messbares“ Ziel sein.
Es ist wichtig, sich klar zu werden, was man erreichen möchte. Wie man dorthin kommt, ist eine andere Frage, zum Bespiel spielerisch wie in „Spielerischer Leben“ beschrieben.
Denn wenn du dir klar darüber bist, was du erreichen möchtest, nur dann kannst du es dir im Traum wie im realen Leben erschaffen und genießen.
Literatur über Klarträume
Wenn du dich näher damit beschäftigen möchtest, empfehle ich dir folgendes Buch. Dort ist meiner Meinung nach alles Notwendige enthalten, was du brauchst um zu lernen, wie du Klarträume initiierst.
Oneironaut: Das Klartraum-Praxishandbuch
Von Simon Rausch
Beim Lesen wirst du schnell merken, dass Simon Ahnung von dem hat, worüber er schreibt.
In dem Buch hat er sein fundiertes Wissen und seine Erfahrungen sehr gut zusammengefasst und verständlich beschrieben. Es leitet schrittweise an das Thema heran und erklärt dabei ausführlich, wie man zu seinen Klarträumen kommen kann.
Es ist quasi eine Schritt-für Schritt-Anleitung.
Ich wünsche dir viel Spaß und Freude beim Entdecken deiner Traumwelten. Wenn du auch schon Erfahrung damit gemacht hast, freue ich mich darüber, wenn du sie mit uns teilst.
Marius Schäfer
Persönlichkeits-Coach
Durch meine eigene Lebenskrise habe ich begonnen, mich damit auseinanderzusetzen, wie ich positive Veränderung in meinem Leben hervorrufen kann. Meine Erfahrungen teile ich hier mit dir.