Zufälle lassen sich nicht erzwingen, sonst wären sie keine Zufälle mehr. Du kannst allerdings los-gehen, dann los-lassen und so schauen, was dir zu-fällt.
Diese Woche bin ich auf dem Jakobsweg unterwegs und habe somit keine Gelegenheit, mich ausführlich meinen Blogeinträgen zu widmen. Gleichzeitig habe ich mir aber das klare Ziel gesetzt, jede Woche einen Eintrag zu veröffentlichen. Daher sitze ich jetzt gerade in einem Wiesbadener Café und schreibe meine Einträge für die Caminozeit vorab. Ganz nach dem Motto: Wer etwas will, findet Wege, wer etwas nicht will, findet Gründe (Götz Werner).
Und so knüpfe ich an meinen Text von letzter Woche an, wo es um das Reisen ging. Beim Schreiben hatte ich mich an meine USA Reise erinnert, wo ich drei Monate verbrachte. Grund meiner Reise damals war, dass ich dort arbeiten wollte.
Ich bewarb mich bei einer Computerspielefirma – du erinnerst dich vielleicht, dass Computerspielen eine meiner Passionen ist – welche eine offene deutschsprachige Stelle ausgeschrieben hatte. Auf meine Bewerbung erhielt ich keine Antwort, daher kaufte ich mir ein Flugticket und nahm mir vor, erst einmal in Kalifornien eine Rundreise zu machen und mich dann in der Firma persönlich vorzustellen.
So war ich also gut vier Wochen unterwegs, fuhr mit dem Auto von Los Angeles nach San Diego, Phoenix, Grand Canyon, Las Vegas, San Francisco, um dann wieder nach Los Angeles zu fahren, in dessen Nähe die Firma ansässig war. So, und jetzt kommt‘s, warum ich das alles erzähle.
Was ich dann erlebte, ist einfach unglaublich und gleichzeitig ein so eindeutiger Wink des Lebens, dass es das Leben immer nur gut mit uns meint.
Für mich war dieses Erlebnis so beeindruckend, dass ich stundenlang darüber schreiben könnte, ich versuche es allerdings auf das Wesentliche zu reduzieren.
Nachdem ich bereits gut 2000 km durch die USA gefahren war, landete ich in San Francisco und wusste ja, jetzt geht es wieder nach L.A. Allerdings hatte ich keine Lust diese Strecke am Stück zu fahren, weil ich schon so viel im Auto unterwegs war. So saß ich in einem Hostel in SF und unterhielt mich mit einem anderen Gast. Ich schaute auf eine Karte, zeigte mit dem Finger auf „Fresno“ und sagte, da fahre ich als nächstes hin.
Ich wurde ungläubig angeschaut und er sagte: Was willst du in Fresno? Kein Mensch fährt nach Fresno, da ist nichts. Schau mal, da gibt es eine Straße an der Küste entlang, die ist schön. Fahr dort entlang.
Ich wusste, dass er recht hat.
Allerdings, ganz ohne Zweifel, wusste ich, dass ich nach Fresno fahre.
Warum, wusste ich nicht. Ich wusste nur, mein Weg geht jetzt nach Fresno.
Also saß ich am nächsten Tag im Auto und fuhr dort hin. Es war das Jahr 2005, ich hatte einen Laptop dabei, aber Smartphones gab es noch nicht. So suchte ich mir vorab immer einen Starbucks raus, denn dort hatte ich eine WLAN-Flatrate, wo ich mir etwas zum Übernachten raussuchen konnte.
Ich verfuhr mich und landete zufällig bei einem anderen Starbucks. Also setzte ich mich dort hinein, ganz ans Ende, so dass ich den ganzen Laden überschauen konnte, immer die Tür im Blick.
Denn ich wusste ja gar nicht, was ich dort mache. Ich fragte mich das die ganze Zeit: Marius, was machst du hier?
Ich hatte dann so interessante Antworten wie: Da kommt jetzt die Frau deines Lebens durch die Tür, ihr werdet euch verlieben, heiraten und dann kannst du hier in den USA bleiben.
Doch sie kam nicht.
So schnell gab ich nicht auf und blieb wirklich lange dort sitzen. Und auf einmal sprach mich jemand an.
Es gab noch einen Tisch hinter mir und dort saß ein Ehepaar.
Der Mann sprach mich an und sagte: Das da auf meinem Laptop, ist das nicht das und das Spiel?
Und ich so: Ja, genau, das ist es.
Und er so: Ach, mein Sohn arbeitet für diese Firma.
Und ich so mit offenem Mund nach Worten suchend: Äh, wie, was? Das ist ja ein witziger Zufall…. Ich bin extra in die USA gereist, weil ich für diese Firma arbeiten möchte.
Wir starteten eine interessante Unterhaltung und er bot mir an, meine E-Mail an seinen Sohn weiterzuleiten und vielleicht könne er ja was für mich tun.
Gesagt getan, sie gingen, ich blieb noch und eine halbe Stunde später hatte ich eine E-Mail von Josh, dem Sohn.
Ich schickte ihm mein Resümee und zwei Tage später hatte ich dort ein Vorstellungsgespräch für eine Einsteigerposition.
Was bitte, war das für ein Zufall?
Die Stelle habe ich nicht bekommen, da ich keine Greencard hatte. Aber dass ich dort überhaupt hingekommen bin, habe ich nur diesem Zufall zu verdanken.
Zufälle lassen sich nicht erzwingen. Ich kann aber für das, was ich erreichen will, etwas tun.
Ich kann los-gehen und dann immer wieder meine Vorstellung, wie es zu sein hat, los-lassen.
Da Josh an meinem Vorstellungstag nicht in der Firma war, traf ich mich anschließend auf ein Danke-Dir-Cafe – natürlich in einem Starbucks. Wir unterhielten uns länger, er fragte mich, ob ich noch Lust hätte mit Pokern zu gehen.
Natürlich.
Nach dem Pokern fragte er mich, ob ich noch mit was Trinken gehen wolle.
Sehr gerne.
Gegen zwei Uhr Nachts fragte er mich, wo ich eigentlich übernachten würde.
Keine Ahnung, ich habe noch nichts.
Ob ich bei Ihnen auf der Couch schlafen wolle?
Das wäre super.
Wir kannten uns erst ein paar Stunden und er lud mich ein, bei Ihnen im WG-Haus – sie wohnten dort zu fünft – zu übernachten. Wow.
Ich blieb dort insgesamt sieben Wochen.
Und ich hatte noch ein Vorstellungsgespräch für exakt die Stelle, auf die ich mich aus Deutschland beworben hatte.
So, und jetzt bist du dran.
Schicksal? Zufall? Fügung?
Wie auch immer.
Ich glaube fest daran, alles ist möglich. Das Leben meint es immer nur gut mit uns.
Auch wenn ich die Stelle am Ende nicht bekommen habe, so habe ich neue Freunde gewonnen, mit denen ich heute noch, 13 Jahre später, in Kontakt bin und dich ich immer wieder mal sehe.
Und dafür bin ich unendlich dankbar. Für die Begegnungen und die Erfahrungen.
Danke, liebes Leben, dass du mich so gut führst.
Du hast mein vollstes Vertrauen, denn du sorgst für mich, in guten wie in schlechten Zeiten.
Damals habe ich auch einen Reiseblog geschrieben, den ich gerade „zufällig“ wieder entdeckt habe. Falls es dich interessiert, kannst du ihn dir hier anschauen. Er liest sich von unten nach oben und fängt am 17. April 2005 an.
Und das da ganz oben auf dem Bild bin ich im April 2005, im Hintergrund ist Hollywood zu sehen.
Marius Schäfer
Persönlichkeits-Coach
Durch meine eigene Lebenskrise habe ich begonnen, mich damit auseinanderzusetzen, wie ich positive Veränderung in meinem Leben hervorrufen kann. Meine Erfahrungen teile ich hier mit dir.